FAQ zu UX Ausbildung und Karriere
Sollte ich eine Promotion anstreben?
Antwort von Astrid Beck
Eine pauschale Antwort kann man hier nicht geben. Das ist so etwa eine Frage wie Kind oder kein Kind, Eigentum oder Miete, Sekt odet Selters. Es gibt kein richtig oder falsch. Ja oder Nein - egal welche Entscheidung Du triffst, es wird Dir nicht schaden! Also immer relaxt bleiben, dann werden sich Dir die richtigen Wege öffnen bzw. Du kannst sie gestalten.
Eine Promotion kann im Anschluss oder auch später an ein Studium oder auch berufsbegleitend durchgeführt werden, in Deutschland oder auch im Ausland. Im Ausland ist ein Ph.D. oft wie ein Studium aufgebaut, gefühlt vielleicht einfacher, kann aber lange dauern und ohne Stipendium oder (Uni-)Job ordentlich ins Geld gehen.
Immer wird ein Doktorvater oder (-Mutter) gebraucht, sonst brauchst Du gar nicht anzufangen. Hilfreich kann eine Promotion im Zusammenhang mit einer Research-/Wiss.Ma-Stelle sein, da ist man nicht allein. Andere Mitarbeiter können Dir zur Seite stehen, Dein Prof. wird wenn er gut ist sehr beschäftigt sein und Du wirst ihn selten sehen.
Zeitdauer:
Mind. 3 Jahre, oftmals um einige Jahre länger. Vorher gut informieren! Gibt es schon Kandidaten, die "vor Dir dran" sind?
Was will ich mit einem Doktortitel?
In die Forschung? Hochschulkarriere? Klar passt (als Voraussetzung - ein Dr.-Titel selbst ist eine Garantie für... NICHTS! außer vielleicht für Dein Ego).
Also wo möchtest Du (danach) hin?
In die Industrie? It depends.
Mehr Geld? Deine Konkurrenten haben in den Jahren wo Du für wenig Geld geforscht hast schon erste wichtige Karriereschritte gemacht und in der Praxis sich bewiesen. Könnte sein, dass Deine Konkurrenten karrieremäßig und finanziell auf einem Level sind, dass Du in Deiner beruflichen Laufbahn summativ nicht mehr einholen kannst.
Karriere-Vorteil? Kann in großen hierarchischen Unternehmen gegeben sein, weißt Du aber natürlich noch nicht, wie es für Dich läuft.
Mehr Ansehen? Vielleicht. In Deutschland gibt es aber viele Neider, die dann behaupten Du bist ein Schnösel, hast keine praktische Ahnung und überhaupt...
Beratung? Hm, gut vielleicht in der Akquise, beim Kunden vor Ort aber eher hinderlich, je nach Unternehmen haben Deine Kunden nicht studiert und sehen Dich als Theoretiker (=keine Ahnung).
Uni-Karriere? Ja auf jeden Fall, wenn Du Professor/in werden willst. Bei mir hat das geklappt ohne Dr., aber ich wollte es nicht unbedingt und es kamen ein paar gute Umstände zusammen. Das gezielt abzupassen ist unmöglich. Der Professor steht natürlich in meinen Unterlagen und an meiner Bürotür, bei Kundenprojekten halte ich mich damit aber zurück, der Kunde (in Großunternehmen meist) wird schon von selbst Dich mit Professor ansprechen, wenn es ihm wichtig ist. I.d.R. um zu zeigen, wen er sich als Berater holen kann...
Der Doktortitel ist natürich keine Garantie für eine Professur.
Weitere Tipps zur Promotion:
- Es kann Sinn machen sich auf eine interessante Stelle im Unternehmen zu bewerben und dann in den Bewerbungsgesprächen nachzufragen, ob ein Master oder eine Promotion unterstützt wird. In der Regel bekommst Du dann Dein Gehalt aber auch (etwas) freie Zeit für Vorlesungen, Prüfungen und Deine Arbeit. Für ein Masterstudium ist das einfacher als für eine Promotion. Auch sind diese Art von Stellen oft nicht ausgeschrieben, sondern werden als Reward für die eigenen Mitarbeiter angeboten. Fragen aber nutzt ja meistens, insbesondere, wenn man Dich kennt (s.a. Tipp 4).
- Strebst Du nach der Promotion eine Unternehmenskarriere an, ist es hilfreich, dass Dein Thema nicht zu theoretisch ist. Es macht Sinn, nach Promotionsstellen in dieser Hinsicht zu suchen.
- Schau Dich in ganz Deutschland um und möglichst auch im Ausland, sei aber darauf vorbereitet, dass Vorlesungen und Prüfungen nachgeholt werden müssen - auch wenn Du meinst, Du hast das schon gemacht oder Du kannst das doch längst. Hier kann Verhandeln helfen. Profs. tendieren aber dazu, ihre "eigenen" StudentInnen zu bevorzugen (macht ja durchaus Sinn).
- Geh erst mal "schaffen" - wenn Du in 1, 2, 3 Jahren immer noch promovieren willst, dann wird es die richtige Entscheidung sein. Du bist dann vielleicht in der Position Tipp 1 wahrzunehmen. Und: berufliche Erfahrung schadet nie! Es kann Dir auch helfen, nach der Promotion mit Deiner beruflichen Erfahrung besser einen (Wieder-)Einstieg in's Berufsleben zu finden.
- Veröffentliche Deine Promotion (musst Du eh) oder schreib ein Buch! oder wenigstens ein paar Konferenzbeiträge für die UPA!
- Im UX-Umfeld ist kein Doktor gefordert. Wichtig ist Deine praktische Projekterfahung! Und siehe Tipp 5!
- Promotion abbrechen? Ja (hab ich gemacht, hat mir nicht geschadet s.o.). Nein, wenn Du gute Betreuung hast, die Arbeit Sinn für die Praxis macht und es Dir Freude bereitet!
Darf ich mich mit einer Usability-Ausbildung (z.B. der IHK) auch als CPUX-F oder CPUX-UT bezeichnen?
Antwort von Dustin Rauch
Bei der IHK und anderen Anbietern von Usability-Ausbildungen und dem UXBQ (die verantwortliche Organisation hinter den CPUX-Zertifizierungen) handelt es sich um unabhängige Anbieter/Organisationen die jeweils ein für sich individuelles Zertifikat anbieten und ausstellen. Du kannst dir also leider nichts vom einem zum anderen anrechnen lassen. Wenn du dich also für die IHK entscheidest, darfst du dich am Ende nicht CPUX-zertifiziert nennen - und umgekehrt. Thematisch behandeln beide jedoch das selbe Thema, sodass es hier höchstwahrscheinlich thematische Überschneidungen geben wird. Um das genau zu definieren müsstest du das jeweilige Curriculum beider Anbieter reingucken – die findest du auf den Websiten der Anbieter.
Wenn du auf das bekannte CPUX-F-Zertifikat wert legst kannst du dieses aber auch unabhängig von einer vorangehenden Schulung erhalten. Die alleinige Prüfungen für ein CPUX-Zertifikat kannst du z.B. bei der isqi machen (https://isqi.org/de/uxqb-cpux-foundation-level#/26-sprache-deutsch/28-prufungsform-offentliche_prufung/32-zeitverlangerung-nein/64-2try_exam-na). Die haben Prüfungszentren in ganz Deutschland, zu welchen du einfach hingehen kannst, um eine Prüfung abzulegen. Auch bei den Anbietern von Vorbereitungskursen kannst du nachfragen, ob auch eine alleinige Teilnahme an der Prüfung möglich wäre.
Nicht so einfach möglich ist dies aber bei den auf CPUX-F aufbauenden Zertifikaten (z.B. UT und UR), da du hier sehr tief ins Details gehst und am Ende auch eine praktische Prüfung hast. Dabei ist eine alleinige Prüfung nur schwer möglich.